Stadt und Stiftung würdigen den Nestor der Malerkolonie zu dessen 200. Geburtstag

Anton Burger: Der Kunst und dem Leben zugewandt


Am Grab des am 6. Juli 1905 verstorbenen Kronberger Ehrenbürgers legte Bürgermeister Christoph König im Beisein von Felicitas Hüsing, der Vorsitzenden der Museumsgesellschaft, Dr. Ingrid Ehrhardt, künstlerische Leiterin des Museums „Kronberger Malerkolonie“, und Erstem Stadtrat Heiko Wolf ein Blumengebinde in den Farben der Burgstadt nieder.

König würdigte in diesem Rahmen die Verdienste, die sich Burger zu Lebzeiten um Kronberg erworben hat. Wenn die Burgstadt im Taunus heute in der deutschen Kulturlandschaft ihren festen Platz hat neben den Künstlerkolonien in Worpswede, Ahrenshoop oder Murnau – dann habe Kronberg das nicht zuletzt Anton Burger zu verdanken.

Hatte der junge Frankfurter ursprünglich in die Fußstapfen des Vaters treten und Weißbinder werden sollen, so merkte Burger doch schnell, dass er Pinsel und Farbe lieber kunstvoller zum Einsatz bringen wollte. Sein Weg führte ihn daher weg vom väterlichen Betrieb und 1837 hinein in die Frankfurter Städelschule, wo er bei Karl Friedrich Wendelstadt und später Jakob Becker die Genre- und Landschaftsmalerei studierte. Nach Zwischenstationen in München, Paris, Antwerpen und Amsterdam ließ sich Burger 1858 in Kronberg nieder und sich von dem damals noch sehr dörflichen Leben inspirieren.

Für Burger wie auch für seinen Freund und Künstler-Kollegen Jakob Fürchtegott Dielmann, der seinen Lebensmittelpunkt etwa zur gleichen Zeit nach Kronberg verlagerte, wurde der Taunus der gesuchte Gegenentwurf zur zunehmenden Industrialisierung und Technisierung, die auch in ihrer Heimatstadt Frankfurt immer weiter fortschritt.

Die künstlerische Sinnsuche, die Burger wie Dielmann antrieb, umreißt die Stiftung „Kronberger Malerkolonie“ in ihrer Online-Präsenz wie folgt: „Durch die Annäherung an ursprüngliche Lebensformen suchten die Künstler den Gegensatz zwischen Kunst und Leben zu überwinden. Das Ländliche diente ihnen hierbei als Projektionsraum einer als noch intakt und unverfälscht empfundenen „heilen“ Welt.  In der Konzentration auf die Landschaft fanden sie zu Verinnerlichung, Ruhe und Erfahrung einer elementaren Wirklichkeit. Dabei ging es ihnen nicht um die möglichst naturgetreue Wiedergabe des Gesehenen: Die einmal gefundenen, häufig einfachen Motive dienten vielmehr als Folie persönlichen Erlebens einer Wirklichkeit, die sie in malerischen Stimmungswerten einfingen. Die deutliche Abkehr Anton Burgers und seiner Künstlerkollegen von den erstarrten Traditionen und Lehrformen der Akademien zeigte sich in ihren Bildern vor allem in dem Verzicht auf durchkomponierte Landschaften, die durch allegorische Zutaten oder historische Bezüge überhöht wurden. Fortan sollten die urtümliche Landschaft und das dörfliche Ambiente die Motive der Historienmalerei ersetzen.“

Den Künstlern kam dabei mehr als entgegen, dass Landschaftsmalerei bei der solventen Frankfurter Bürgerschaft – und nicht nur da – en Vogue war und gut bezahlt wurde.

Die Taunus-Szenerien, die Burger in den folgenden Jahren auf die Leinwand brachte, wie auch die Impressionen seiner Heimatstadt Frankfurt verschafften ihm aber auch nicht nur einen auskömmlichen Lebensunterhalt, sondern auch eine beachtliche Reputation in der Kunstszene. Gemeinsam mit Dielmann begründete er die Kronberger Malerkolonie, der sich über die Jahre eine Vielzahl an Schülern aber auch Schülerinnen anschlossen, darunter Nelson Kinsley, Philipp Franck oder auch Fritz Wucherer.

Dass Anton Burger kein zurückgezogenes oder gar abgehobenes Künstlerdasein in der Burgstadt führte - daran erinnerte Dr. Ingrid Ehrhardt, die künstlerische Leiterin des Museums „Malerkolonie“, beim Gedenkmoment am Grab des Malers. Burger war dem Leben durchaus zugewandt.

Bei seinen Treffen und Feiern mit den anderen „Kolonisten“ im Gasthaus „Zum Adler“ konnte es auch mal feucht-fröhlich zugehen. Sogar vor der einen oder anderen handgreiflichen Auseinandersetzung soll Burger nicht zurückgezuckt haben. Seinem hohen Ansehen, das er in Kronberg genoss, tat das aber keinen Abbruch. Das belegt die Ehrenbürgerschaft, die die Stadt Burger zu dessen 70. Geburtstag 1894 verlieh.

Nach seinem Tod am 6. Juli 1905 wurde Burger auf dem Kronberger Friedhof an der Frankfurter Straße beigesetzt. Gemeinsam mit seiner nur drei Jahre später verstorbenen dritten Frau und ehemaligen Schülerin Pauline ruht der Gründervater der Kronberger Malerkolonie hier im Schatten eines großen Gedenksteins.

Hinweis: Mit Blick auf den 200. Geburtstag Burgers und den 180. Geburtstag seines früheren Schülers Hugo Kauffmann hat die Stiftung „Kronberger Malerkolonie“ eine Sonderausstellung in ihr Programm aufgenommen. Noch bis zum 16. März 2025 ist im Museum „Kronberger Malerkolonie“, Heinrich-Winter-Straße 4a, die Ausstellung „Anton Burger und Hugo Kauffmann – Von Kronberg an den Chiemsee“ zu sehen. Das Museum hat seinen Sitz in der ehemaligen Künstlervilla des Kronberger Kolonisten Heinrich Winter. Die Villa Winter bietet mit über 350 Quadratmetern Ausstellungsfläche genügend Raum für die Präsentation der umfangreichen Gemäldesammlung zur Malerkolonie Kronberg. Weitere Informationen finden sich online unter www.kronberger-malerkolonie.com.